Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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13.10.2022

News

Mit dem Fulbright-Stipendium an die Virginia Tech

Valentin Döring (22) und Jacob Schäfer (20) sind Bachelor-Studenten am Hasso-Plattner-Institut (HPI) im Fach IT-Systems Engineering und Fulbright-Stipendiaten. Vom 26. August bis 17. September 2022 nahmen sie am dreiwöchigen Fulbright Sommerstudienprogramm „Leaders in Entrepreneurship“ an der renommierten Virginia Polytechnic Institute and State University teil. Das Programm richtet sich an Studierende der Technik- und Ingenieurwissenschaften und bietet einen praxisorientierten Einstieg in die besondere Unternehmenskultur der USA. Über ihren Aufenthalt berichten sie in unserem Interview.

HPI-Studenten Valentin Döring und Jacob Schäfer
Die beiden HPI-Studenten Jacob Schäfer (li.) und Valentin Döring (re.)

Ihr wart gerade im Rahmen eines dreiwöchigen Stipendiums an der Virginia Polytechnic Institute and State University in den USA und habt dort das Sommerstudienprogramm „Leaders in Entrepreneurship“ absolviert. Was ist dieses Programm und wie seid ihr dazu gekommen?

Jacob: „Leaders in Entrepreneurship“ richtet sich an Studierende der Technik- und Ingenieurswissenschaften, die sich für das Thema Unternehmertum interessieren. Für drei Wochen ging es für insgesamt 24 Studierende aus ganz Deutschland an die Virginia Tech in Blacksburg. Organisiert und finanziert wird alles von der deutsch-amerikanischen Fulbright Kommission, die mit verschiedenen Programmen akademische Leistung, kulturellen Austausch und internationale Verständigung fördert. Erfahren habe ich von diesem Programm über einen E-Mail-Verteiler des HPI.

Wie sah die Vorbereitung für das Programm aus?

Valentin: Zur Vorbereitung auf den USA-Aufenthalt hatten wir mehrere Online-Meetings mit der Gruppe und den Stipendiaten aus anderen Sommerstudienprogrammen. Neben „Leaders in Entrepreneurship“, gibt es auch die Programme „Diversity Initiative“ und „Communicating Across Disciplines: New Approaches for Applied Sciences“.

Jacob: Besonders in Erinnerung ist mir ein Meeting geblieben, bei dem zum ersten Mal auch die beteiligten Personen aus Virginia dabei waren. Mehr als 15 Leute haben sich für uns 24 Teilnehmende Zeit genommen, um sich selbst und die geplanten Aktivitäten vorzustellen. Da war mir klar, dass es eine großartige Erfahrung sein wird.

Womit beschäftigt ihr euch im Rahmen dieses Programms?

Jacob: Im Programm gibt es vor allem viele Aktivitäten rund um das Thema Entrepreneurship. Wir haben zum Beispiel den Kurs „Create! Ideation & Innovation“ belegt, in dem wir verschiedene Techniken zur Ideen- und Lösungsfindung kennengelernt und angewendet haben. Außerdem haben wir verschiedene Events und Workshops im „Apex Center for Entrepreneurship“ belegt. Bei einem StartUp Weekend haben wir in kürzester Zeit Ideen erarbeitet, Prototypen entwickelt und einen Pitch vorbereitet. Dabei war es sehr spannend mit anderen Studierenden aus den USA zusammenzuarbeiten. Auch das Entrepreneurship-Ökosystem an der Virginia Tech konnten wir kennenlernen, zum Beispiel bei einem Besuch im Entrepreneurship-Club des Corporate Research Centers.

Gab es auch ein Freizeitprogramm?

Valentin: Der kulturelle Austausch war ein wichtiger Aspekt des Programms. Wir durften zum Beispiel ein Football-Game im 65.000 Leute fassenden Lane Stadium erleben, sind zu einem lokalen Baseballspiel gefahren, haben bei zwei Wanderungen die schöne Natur erkundet und kamen bei mehreren Networking-Events mit verschiedensten Menschen in Kontakt.

Neben all den Programmpunkten blieb aber auch genug Zeit, den Campus selbst zu erkunden, mit anderen Studierenden in Kontakt zu kommen oder sogar für einen Tag nach New York zu fahren.

Warum ist dieser Einblick in die Unternehmenskultur der USA für Studierende aus Deutschland bereichernd?

Jacob: Die Startup-Kultur in den USA ist anders als die in Deutschland. Durch den Einblick vor Ort sind mir diese Unterschiede nicht nur bewusst geworden, sondern ich habe auch ein besseres Verständnis dafür entwickelt.

Besonders das StartUp Weekend am Apex Center for Entrepreneurship hat dazu beigetragen. Als Teilnehmende wurden wir zu Beginn dazu ermutigt, unsere Ideen vorzustellen, egal, ob wir bereits mehrere Monate daran gearbeitet hatten oder uns die Idee erst am Morgen unter der Dusche kam. Den Ansatz, neue Ideen sehr früh nach außen zu tragen und Feedback einzusammeln, finde ich sehr wertvoll.

Valentin: Insgesamt haben wir während der Zeit in den USA viele verschiedene Menschen getroffen, die teilweise bereits mehrere Unternehmen gegründet haben und uns viel über ihre Erfahrungen erzählen konnten.

Auch das HPI engagiert sich mit der School of Entrepreneurship dafür, jungen Menschen unternehmerisches Handeln und Denken beizubringen und unterstützt sie auf ihrem Weg zur Gründung. Sind euch hier besondere Unterschiede aufgefallen?

Valentin: Dafür, dass die Virginia Tech etwa 60 Mal so groß wie das HPI ist, kann sich das Angebot des HPIs sehen lassen. Es hat mich überrascht, wie sehr sich die Entrepreneurship-Angebote in Struktur und Inhalt ähneln.

Beide Institute ermutigen Studierende dazu, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und bieten zur Unterstützung umfangreiche kostenlose Beratungsprogramme, sowie finanzielle Förderprogramme an. Eine weitere Gemeinsamkeit ist ein studentisch geführter Entrepreneurship Club, am HPI gibt es diesen seit 2 Semestern. Dort trifft man sich alle zwei Wochen zu Vorträgen und Fragerunden.

Der größte Unterschied ist die Menge an Angeboten. In der Universitätsstadt Blacksburg studieren 31 Tausend Studenten. Der Entrepreneurship-Club hat daher nicht 20 sondern 120 Mitglieder, Vorträge gibt es nicht alle 2 Wochen, sondern 3 Mal in der Woche. Im Vergleich fällt dennoch auf, dass die HPI Studentenschaft prozentual betrachtet viel unternehmerisches Interesse hat.

Ein weiterer Unterschied ist die „just do it“-Mentalität der US-Studenten, wenn es zum Beispiel um das spontane Vortragen potentieller Ideen geht. Davon könnten sich die deutschen Studierenden etwas abgucken.

Wie unterscheidet sich das Studium und Campusleben in den USA von dem am Hasso-Plattner-Institut?

Jacob: In den USA dauert ein Undergraduate Program, das mit einem Bachelor abgeschlossen wird, vier Jahre. Dabei studiert man nicht nur ein Fach, sondern teilt das Studium in Haupt- und Nebenstudienfach auf (Major und Minor). Spannend ist auch, dass der Major oft nicht am Anfang des Studiums feststehen muss. Außerdem sind alle Studierenden verpflichtet, Kurse zur Allgemeinbildung zu belegen.

Ansonsten ist es in den USA üblich, dass im ersten Jahr alle Studierenden in Doppelzimmern in Wohnheimen auf dem Campus wohnen.

Valentin: Außerdem spielt Sport eine viel wichtigere Rolle im Campusleben. Besonders Football hat einen sehr hohen Stellenwert. Ähnlich wie am HPI sind dagegen die vielen Studierendenklubs. Beispielsweise gibt es ebenfalls einen Entrepreneurship-Club, einen Tanzklub und viele weitere. Außerdem hat uns das Apex Center for Entrepreneurship sehr an die E-School am HPI erinnert.

Was nehmt ihr aus dieser Erfahrung mit, was war besonders beeindruckend?

Jacob: In erster Linie hat mich das Programm als Person geprägt. Als eher introvertierter Mensch musste ich oft aus meiner Komfortzone herausgehen, nehme nun aber viele neue Kontakte und Freundschaften mit. Vor allem innerhalb der Gruppe und mit unseren Mentoren ist ein starkes Gemeinschaftsgefühl entstanden.

Besonders beeindruckt hat mich, wie offen und herzlich wir in den USA empfangen wurden. Letztendlich waren es all diejenigen, die bei der Organisation und bei den einzelnen Aktivitäten involviert waren und mit uns Gespräche geführt haben, die dieses Programm zu einer prägenden Erfahrung gemacht haben. Ich kann das Fulbright Sommerprogramm daher wärmsten an alle weiterempfehlen, die sich für das Thema Unternehmertum interessieren.

Valentin: Das Wertvollste, das ich aus dem Programm mitnehme sind für mich ebenfalls die geknüpften Freundschaften und der Austausch über kulturelle Gemeinsamkeiten und Differenzen.

Ich hatte die Chance, mich mit vielen US-Amerikanern über ihre politische Einstellung auszutauschen. In der Reflektion darüber konnte ich mein Verständnis und meine Meinung differenzieren.

Außerdem begegnete ich ein paar sehr inspirierenden Persönlichkeiten. Ich habe Menschen treffen dürfen, die sehr erfolgreich sind und sich trotzdem für den Bachelorstudenten Zeit nehmen und ihm echtes, ehrliches Interesse entgegenbringen. Freundlichkeit, die sich nicht oberflächlich anfühlt, sondern von Herzen kommt, davon war ich sehr beeindruckt.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Euch alles Gute und weiterhin viel Erfolg im Studium!

Die Ausschreibung für das Fulbright Sommerprogramm 2023 erfolgt voraussichtlich im Januar 2023. Weitere Informationen zum Bewerbungsprozess gibt es hier: https://www.fulbright.de/programs-for-germans/studierende-und-graduierte/leaders-in-entrepreneurship