Auf Lernplattformen, die das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam betreibt, hat die Zahl der Einschreibungen für offene Onlinekurse soeben den Schwellenwert von insgesamt zehn Millionen überschritten. Wie Institutsdirektor Prof. Christoph Meinel mitteilte, liegen die Plattformen der Weltgesundheitsorganisation WHO (OpenWHO) und des Softwarekonzerns SAP (openSAP) mit jeweils gut vier Millionen Anmeldungen fast gleichauf. Sie arbeiten mit derselben Technologie, die das HPI als Europas Pionier für flexibles digitales Lernen seit 2012 auch für seine eigene Plattform openHPI nutzt. Hier hat das Potsdamer Institut knapp eine Million Einschreibungen von IT-Einsteigern und -Profis aus aller Welt registriert, die durch kostenloses Online-Lernen digitale Grundkenntnisse erweitern und auffrischen wollen.
„Vor allem seit Jahresanfang, mit Beginn der Coronavirus-Pandemie, beobachten wir, dass die digitalen Lernplattformen einen enormen Zulauf haben“, berichtet Meinel. Wer angesichts der Pandemie schnell etwas für die eigene und die öffentliche Gesundheit tun wolle, belege Onlinekurse, zum Beispiel auf der Plattform OpenWHO der Weltgesundheitsorganisation, die das HPI seit 2016 technisch betreut. Laut Meinel schnellen die Einschreibungen dort während der Pandemie rasant in die Höhe – auf inzwischen rund 4,5 Millionen Anmeldungen. Mehr als zwei Millionen Zertifikate hätten bis Ende September für erfolgreich Teilnehmende ausgestellt werden können.
Enormer Zulauf zu Gesundheits- und Digitalisierungs-Kursen
Einen anderen Treiber der digitalen Weiterbildung sieht der Wissenschaftler in Beschäftigten, die wegen der Corona-Krise ihr Arbeitspensum reduzieren mussten oder den Job gar ganz verloren: „Diese setzen nun ihre Hoffnung auf virtuelle IT-Lernangebote, um ihr Berufsleben zukunftssicher zu machen“. Davon hätten sowohl openSAP, das seit 2013 vom HPI betreut wird, mit mittlerweile 4,7 Millionen Anmeldungen profitiert, als auch openHPI. Das Institut brachte seine eigene Lernplattform für Digitalisierungs- und Innovations-Themen bereits 2012, kurz nach Aufkommen von „Massive Open Online Courses“ (MOOC) in den USA, an den Start.
Meinel verweist zudem auf Lehrkräfte, Jugendliche und Eltern als Zielgruppen, die sich derzeit verstärkt fürs digitale Lernen interessierten. „Mittlerweile sind sie – mehr oder weniger unfreiwillig - Experten für digitalen Schulunterricht in der Cloud geworden“, sagt Meinel. Von der Bundesregierung gefördert, treibt sein gemeinnütziges Institut deshalb das nichtkommerzielle Projekt „HPI Schul-Cloud“ voran. Dabei handelt es sich um eine schnell zu realisierende schul- und länderübergreifende Lösung, an die sich bislang schon rund 2.500 Schulen und 610.000 Beteiligte aus ganz Deutschland angeschlossen haben.
„Ausfall von Präsenzunterricht im Klassenzimmer online abfedern“
Meinel zu den Vorteilen: „Orts- und zeitunabhängig können von jedem Endgerät aus digitale Inhalte verschiedener Lehrstoff-Anbieter genutzt werden, ohne dass personenbezogene Daten zu diesen abfließen. Und über ein eingebettetes Videokonferenz-System sind normale Schulstunden-Diskussionen und Zusammenarbeit in Kleingruppen digital ähnlich gut möglich wie beim persönlichen Miteinander im Klassenraum“. Falls künftig wieder Schulschließungen wie im Frühjahr drohten oder drastische Quarantäne-Maßnahmen erforderlich seien, könne der Ausfall von Präsenzunterricht im Klassenraum durch digitales Lehren und Lernen über die HPI Schul-Cloud „gut abgefedert“ werden, ist der E-Learning-Experte sicher.
Welche Lektionen Anbieter und Nachfrager digitaler Weiterbildung während der Coronavirus-Pandemie bisher gelernt haben, will Meinel auf einer Fachtagung erörtern, die am 14. Oktober beginnt - dem „openHPI-Forum“. Das jährliche Treffen findet erstmals virtuell statt – als zwei Wochen dauernder kostenloser Onlinekurs, der für alle Interessierten offen ist. Anmelden kann man sich auf der IT-Lernplattform des Instituts unter https://open.hpi.de/courses/hpi-openhpi-forum2020.
Virtuelle Expertentagung über Lehren aus Boom beim Online-Lernen
Wer mitmacht, kann nicht nur per Video-Konferenz an live übertragenen Workshops und Panel-Diskussionen teilnehmen, sondern jederzeit auch vorbereitete Videos und Textbeiträge abrufen. Zu Wort kommen erfahrene Wissenschaftler und Praktiker.
Programmbeiträge stammen zum Beispiel von Experten der Universität Mannheim, der Bucerius Law School in Hamburg und dem Hochschulforum Digitalisierung, aber auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Software-Weltkonzern SAP und dem KI-Campus, einer Lernplattform zum Thema Künstliche Intelligenz. Wissenschaftler des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts berichten über die Erfahrungen mit ihren diversen Lernplattformen.