Auf den ersten Blick scheint es, man schaut auf den Londoner U-Bahnplan. Doch die vielen bunten Linien verbinden keine Haltestellen. Auf der Ahnentafel, die Professor Felix Naumann mit Wissenschaftlern und Studenten seines Fachgebiets "Informationssysteme" erstellt hat, stehen die Linien für Datenbanksysteme, die Punkte und Knoten für einzelne Versionen und Beziehungen zwischen den Systemen. Die Grafik umfasst die Entwicklungsstränge von über 60 Datenbanksystemen. Darunter auch neueste Entwicklungen wie die SAP-Hauptspeicherdatenbank HANA, deren Grundlage am HPI gelegt wurde.
Relationale Datenbanksysteme haben sich durchgesetzt
Allen Systemen gemeinsam ist, dass es sich um relationale Datenbanksysteme mit einer kommerziellen Verbreitung handelt. Bei relationalen Datenbanken werden die Daten als Datensätze in Tabellen festgehalten und können über mehrere Tabellen hinweg miteinander verknüpft werden. Sie bilden heute die Basis fast aller Unternehmenssoftwaresysteme und kommen beispielsweise beim Erfassen von Bestellungen oder Speichernn von Banküberweisungen zum Einsatz.
"Die Karte zeigt sehr schön die Entwicklungslinien der verschiedenen Datenbanksysteme. Die Anzahl und Dichte der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Systemen ist ein Zeichen dafür, wie sich relationale Datenbanken in den letzten 50 Jahren durchgesetzt haben. Sie bilden trotz der jüngsten Popularität so genannter NoSQL-Systeme noch immer das dominante Modell für die Strukturierung von Daten", erklärte Naumann. Ausgehend von der IBM-Entwicklung "System R", dem ersten relationalen Datenbanksystem, seien kontinuierlich weiterehinzugekommen. Als eine der größten Inspirationsquellen gelten die "Ingres" und "Postgres"-Datenbanksysteme der University of Berkeley, was an den langen Entwicklungslinien und den vielen Verzweigungen zu erkennen sei.