Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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04.06.2024

Wie schützen wir uns vor Desinformation in sozialen Medien?

Die Verbreitung und Kommerzialisierung generativer KI-Technologien schüren im globalen Superwahljahr 2024 Sorgen, dass diese Technologien zur gezielten Desinformation der Bevölkerung missbraucht werden und damit das Vertrauen in die Demokratie gefährden könnten. Im Interview erläutert Dr. Katja Muñoz, Research Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., warum die Sicherung von Informationen ein wichtiger Teil der Cybersicherheit ist.

Dr. Katja Muñoz

Dr. Katja Muñoz ist Research Fellow an der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. und wird auf der Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit Teil eines Panels zum Thema "Desinformation im globalen Superwahljahr 2024" sein. In Ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit dem Zusammenspiel zwischen sozialen Medien und Politik. Sie sprach mit uns über die Rolle von KI und Influencer:innen in der politischen Lage und wie wir uns vor Desinformation und Manipulation schützen können.

HPI: Dr. Muñoz, wie können demokratische Gesellschaften in Anbetracht der steigenden Nutzung von Künstlicher Intelligenz und generativen Technologien wie ChatGPT ihre Resilienz stärken, um strategischer Manipulation und Desinformation entgegenzuwirken? Welche regulatorischen Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen, ohne die Meinungsfreiheit einzuschränken, und wie können diese Maßnahmen effektiv umgesetzt werden?

Dr. Katja Muñoz: In erster Linie geht es darum, das Vertrauen in die Institutionen und die Regierung zu stärken. Zwischen Resilienz und Vertrauen besteht nämlich ein Zusammenhang. Darüber hinaus sollten verstärkt Maßnahmen ergriffen werden, die strategische Manipulationsversuche durch unechte Accounts, z.B. Bots, erschweren. Hier helfen stärkere Identitätsstrukturen oder auch Barrieren, um sich auf einer Plattform anzumelden. Meinungsfreiheit sollte für alle gelten, aber was nicht sein kann, ist, dass zehntausende unauthentische Accounts versuchen, Narrative zu steuern.

HPI: Welche Rolle spielen Influencerinnen und Influencer in sozialen Medien bei der Mobilisierung von Wählern während des Superwahljahres 2024, und wie können politische Institutionen darauf reagieren, um die Integrität demokratischer Prozesse zu schützen?

Dr. Katja Muñoz: Influencer spielen heutzutage eine sehr wichtige Rolle. Sie beeinflussen unser kollektives gesellschaftliches Denken. Auch wenn sich ihre Inhalte um scheinbar triviale Dinge drehen, wie die Frage, welchen Lippenstift man kaufen oder welches Geheimversteck man entdecken sollte, prägen sie den Alltag vieler Menschen. Ihr Einfluss ist nicht nur oberflächlich, sondern kann auch politische Entscheidungen beeinflussen, indem sie die Aufmerksamkeit auf Nischenthemen lenken oder zum Handeln auffordern. Möglich wird dies durch die parasozialen Beziehungen, die sie zu ihrer Community aufbauen. Diese emotionale Bindung ist es letztlich auch, die ein gewisses Mobilisierungspotential entwickelt, um Produkte zu verkaufen oder politische Meinungen zu verbreiten.

HPI: Was kann man als Einzelne:r tun, um sich bei der alltäglichen Mediennutzung vor Desinformation zu schützen?

Dr. Katja Muñoz: Vor allem nicht alles glauben, was man online sieht, und vor allem bei sehr fragwürdigen Inhalten immer mehr als eine Quelle außerhalb der Social-Media-Plattformen konsultieren.

Man sollte auch von der Politik fordern, die Plattformen stärker in die Pflicht zu nehmen, um Möglichkeiten zu schaffen, nicht nur Desinformation zu melden, sondern auch Plattformmechanismen einzubauen, die die Viralität bestimmter Inhalte eindämmen. Es sollten auch viel mehr Kurse zur Medien- und Digitalkompetenz angeboten werden, die auf verschiedene demografische Gruppen zugeschnitten sind und leicht verfügbar sind.

HPI: Wieso sind Konferenzen wie die Potsdamer Sicherheitskonferenz für den Austausch zu diesem Thema so wichtig?

Dr. Katja Muñoz: Wir brauchen öffentliche Debatten, um die Chancen und Risiken von KI einer breiten Öffentlichkeit klar zu kommunizieren. Vor allem differenzierte Debatten in unterschiedlichen Kontexten, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und das Thema im Zusammenhang mit Sicherheit präsenter zu machen.

Vielen Dank für das Interview!

Die Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit findet am 19. und 20. Juni am HPI statt. Mehr Infos und Anmeldung unter: https://hpi.de/das-hpi/veranstaltungen/konferenzen/potsdamer-sicherheitskonferenz/konferenz.html