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04.02.2021

News

"BCNF* - Mit Volldampf im Datendschungel rangieren": Die HPI-Bachelorprojekte im Interview

Im Rahmen ihres Bachelorprojekts am Lehrstuhl "Informationssysteme" von Prof. Felix Naumann haben Janina Adamcic, Marie Fischer, Christoph Kirchherr, Paul Rößler, Paul Sieben, Tobias Sträubig in Kooperation mit der SBB Cargo AG ein interaktives Tool für eine einfachere und effizientere Transformation von Daten entwickelt. Im Interview geben sie Einblicke in ihre Arbeit der vergangenen zwei Semester.

Das Bachelorprojekt-Team aus dem Fachgebiet "Informationssysteme" von Prof. Felix Naumann
Das Bachelorprojekt-Team aus dem Fachgebiet "Informationssysteme" von Prof. Felix Naumann

Herzlichen Glückwunsch! Das Bachelorpodium ist euer krönender Abschluss des praxisorientierten Bachelorstudiengangs IT-Systems Engineering. Mit welchem Projekt und Projektpartner seid ihr angetreten?

Unser Projekt ist am Lehrstuhl Informationssysteme von Professor Felix Naumann angesiedelt. An diesem Fachgebiet wird unter anderem an Themen wie Datenanalyse und Datenintegration geforscht. Dabei geht es um Methoden und Algorithmen zum Erheben von Metadaten in Datenbanken und wie man diese sinnvoll anwendet. Im Bachelorprojekt beschäftigen wir uns konkret mit der Transformation von Datenbankschemata, also der geschickten Reorganisation von Tabellen. Dadurch lässt sich beispielsweise Speicherplatz sparen und analytische Anfragen können schneller beantwortet werden. Dabei werden wir von unserem Projektpartner, der SBB Cargo AG, tatkräftig unterstützt. Die SBB möchte unser Tool für eine einfachere und effizientere Transformation ihrer Daten einsetzen. Dadurch kann sie ihre Daten platzsparender abspeichern und im Anschluss schneller Analysen der Daten durchführen. Damit gewinnt sie schnell gute Erkenntnisse und kann etwa ihre Prozesse verbessern.

Welche Vision verfolgt ihr mit eurem Projekt?

Mit unserem Tool “BCNFStar” soll es möglich sein, schnell und einfach Daten in eine beliebige Struktur zu bringen. Um Tabellendaten ohne Informationsverlust zu transformieren, muss man Zusammenhänge zwischen einzelnen Spalten kennen. Für gewöhnlich sind dafür aufwändige händische Analysen oder tiefgreifendes Business-Wissen nötig. Wir möchten dem Nutzer automatisierte Datenanalysen und darauf basierende Vorschläge zur Verfügung stellen. Die Datentransformationen können anhand dieser anschaulich und interaktiv ausgeführt werden. So kann ein Nutzer seine Daten für jeden möglichen Zweck komfortabel organisieren.

Was macht eurer Meinung nach ein erfolgreiches Team aus? Wie habt ihr euch ergänzen können? Und wie wichtig ist die Teamarbeit im Bereich Informatik?

Zu einer erfolgreichen Teamarbeit gehört für uns eine gute Kommunikation untereinander, kontinuierliches Erreichen von Fortschritt und Spaß bei der Zusammenarbeit. Dieser stand vor allem nicht nur bei der Arbeit am Projekt im Vordergrund, sondern auch bei zahlreichen lustigen Kochabenden und Teambuilding-Events. Ein großer Vorteil in unserem Team ist, dass wir unterschiedliche Erfahrungen aus vorherigen Nebenjobs und Lehrveranstaltungen mitgebracht haben. Dadurch gab es in unserem Team Experten, die sich schon sehr gut in bestimmten Themengebieten auskannten. Sei es SQL, Angular oder die Zubereitung eines cremigen Risottos: Einer aus unserem Team wusste immer Bescheid und konnte bei Problemen helfen. Um den Austausch untereinander zu fördern, haben wir oft in Pair-Programming-Teams zusammengearbeitet und gemeinsam über Features diskutiert. Dadurch wurden unterschiedliche Lösungsstrategien erarbeitet und bestehende Features erweitert oder verbessert und wir konnten insgesamt viele verschiedene Funktionen in unserer Anwendung umsetzen.

Was war euer größtes Learning in den letzten Monaten?

Das größte Learning des Projekts war für uns, dass sich Projektarbeit im Laufe der Zeit durch innere und äußere Umstände massiv wandelt, und man in jeder Phase spannende Dinge über den Prozess lernen kann, um ihn in Zukunft besser zu machen. Wir wollen dies ein wenig durch den Projektverlauf erklären: Am Anfang kannten sich viele von uns kaum bis gar nicht, und dadurch hatten wir in den ersten Wochen Schwierigkeiten, eine gemeinsame Vision zu entwickeln und unsere Arbeit zu koordinieren. Daraufhin haben wir ein System mit verschiedenen Methoden agiler Projektentwicklung erstellt, bei dem Ziele, Verantwortlichkeiten und Abläufe klarer geregelt waren. In dieser Phase war es wichtig, unterschiedliche Vorkenntnisse auszugleichen, in den corona-bedingt Homeoffice-lastigen Wintermonaten viel zu kommunizieren und Wissen schnell zu verteilen. Pair Programming hat uns dabei sehr geholfen. Am Ende des fünften Semesters hatten wir einen Prototypen mit den wichtigsten Features erstellt. Die Grundstruktur der Anwendung war damit geschaffen und durch die
Bachelorarbeitsthemen gab es nun neue unterschiedliche Teilaufgaben. Durch diese Veränderung der Projektsituation haben wir unsere Arbeitsweise nochmals verändert, indem wir häufiger allein an neuen Features gearbeitet haben. Seit Beginn des sechsten Semesters haben außerdem alle mehr Zeit im Bachelorprojekt-Raum verbracht. Die Teamdynamik hat sich dadurch verbessert. Jeder konnte sich nun viel schneller eine zweite Meinung einholen und Fragen stellen, aber auch Probleme offener ansprechen und diskutieren. Es hat sich auch gezeigt, dass Teammitglieder unterschiedliche Bedürfnisse haben: Einige wollten etwa mehr diskutieren und andere auch mal einige Zeit ungestört arbeiten.

Wie war die Erfahrung für euch, an realen Problemen aus Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam mit Projektpartnern arbeiten zu dürfen?

Einige von uns waren neben dem Studium bereits als Werkstudenten in Unternehmen tätig. Für andere bot dieses Projekt erstmalig die Gelegenheit, mit einem Partner aus der Wirtschaft zu arbeiten. Es hat uns sehr gefreut, dass die SBB zu jeder Zeit großes Interesse an unserer Arbeit zeigte und uns stets bei Problemen unterstützte. Außerdem erhielten wir zusätzliche Angebote, wie eine Einweisung in agile Arbeitsweisen von einem Scrum-Master der SBB, eine Einführung in das von der SBB verwendete Tool Power-BI oder ein Code-Review von erfahrenen Entwicklern. Besonders gefreut hat uns, dass wir unseren Projektpartner besuchen konnten. Hier haben wir einen genaueren Einblick in die Arbeitsabläufe und Prozesse der SBB bekommen. Bei unserem Besuch in der Schweiz wurde uns noch klarer, wie gut unsere Anwendung bei der SBB eingesetzt werden kann. Außerdem hat es uns nochmal motiviert zu sehen, wie einige Features bei Data Scientists großen Anklang fanden. Das freut uns als Softwareentwickler deutlich mehr als das Lösen von Übungsaufgaben im Studium und war eine tolle Erfahrung für uns. 

Den Abschluss habt Ihr nun demnächst in der Tasche: Wie geht es für euch weiter? Werdet ihr euer Projekt weiterverfolgen?

Viele von uns haben den Wunsch, für ein Masterstudium am HPI zu bleiben. Einige haben sich für den Studiengang “Data Engineering” beworben. Dort geht es - wie auch in unserem Projekt - um den Umgang mit Daten. Auch über eine Weiterarbeit am Projekt nach dem Bachelorstudium denken wir bereits nach. Es wird sich herausstellen, ob zum offiziellen Ende des Projektes noch Wünsche offen sind oder wir dabei helfen können, unser Werkzeug in die Arbeitsabläufe der SBB einzubetten. Wir wollen auf jeden Fall dafür sorgen, dass unsere Software am Ende mehrwertbringend eingesetzt werden kann.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch viel Erfolg beim Bachelorpodium!