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04.02.2021

News

"Ein digitales Führungssimulationstraining für den medizinischen Bevölkerungsschutz": Die HPI-Bachelorprojekte im Interview

Im Rahmen ihres Bachelorprojekts am Lehrstuhl "Systemanalyse und Modellierung" von Prof. Holger Giese haben die Studierenden eine digitale Führungssimulation programmiert, die es Rettungskräften ermöglichen soll, sich sich günstiger und flexibler auf Großeinsätze wie Massenpaniken oder Zugunfälle vorzubereiten. Im Interview geben sie Einblicke in ihre Arbeit der vergangenen zwei Semester.

Das Bachelorprojekt-Team aus dem Fachgebiet "Systemanalyse und Modellierung" von Prof. Holger Giese
Das Bachelorprojekt-Team aus dem Fachgebiet "Systemanalyse und Modellierung" von Prof. Holger Giese

Herzlichen Glückwunsch! Das Bachelorpodium ist euer krönender Abschluss des praxisorientierten Bachelorstudiengangs IT-Systems Engineering. Mit welchem Projekt und Projektpartner seid ihr angetreten?

Unser Projekt ist "Ein digitales Führungssimulationstraining für den medizinischen Bevölkerungsschutz". Projektpartner sind die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) am Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie die Malteser Berlin.

Welche Vision verfolgt ihr mit eurem Projekt?

Das große Ziel ist das Ermöglichen von digitalen Trainings für Führungskräfte im Rettungsdienst und medizinischen Bevölkerungsschutz. Dabei hatten wir mit der “FüSim MANV” der BABZ ein analoges Simulationssystem als Vorbild. Unser System bietet dabei eine einfache und flexibel nutzbare Übungsmöglichkeit für Rettungskräfte, die in Katastrophenfällen einsatztaktische Entscheidungen treffen müssen. Solche Übungen waren mit dem analogen System nur vor Ort und mit viel Aufwand möglich - genau dies wollen wir vereinfachen.

Was macht aus eurer Sicht ein erfolgreiches Team aus? Und wie wichtig ist die Teamarbeit im Bereich Informatik?

Ein gutes Team sollte aus genügend Mitgliedern bestehen, um die gestellten Aufgaben zu bewältigen. Ein Team sollte divers genug sein, sodass es für alle Bereiche der Projektarbeit Teammitglieder gibt, die sich dafür begeistern können. Diversität im Team hilft auch, einzelne Prozesse aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Zuletzt: Die Kommunikation muss offen sein, und Fehler dürfen nicht persönlich bewertet werden. Teamarbeit in der Informatik ist sehr wichtig. Um ein großes Projekt umsetzen zu können, braucht man sowohl eine gute Kommunikationsstruktur als auch ein breit gefächertes Wissen, was man allein nicht realisieren kann.

Was war euer größtes Learning in den letzten Monaten?

Durch die praktische Arbeit an der Software haben wir unsere Programmierkenntnisse weiter vertieft. Für viele von uns war es das erste Mal, dass sie an einem so lange währenden Projekt gearbeitet haben. Für sie war es besonders spannend zu sehen, wie stark sich einzelne Architekturentscheidungen, die zu Projektanfang getroffen wurden, auf den Fortgang des Projektes ausgewirkt haben. Unser größtes Learning war allerdings wohl, dass man auch mal zu sehr sinnvollen und einfach zu implementierenden Kundenwünschen "Nein" sagen muss, da sich auch Kleinigkeiten mit der Zeit summieren. Das gilt insbesondere, weil auch bei Vollzeitarbeit die für die Entwicklung verfügbare Zeit endlich ist: Neben der eigentlichen Tätigkeit an der Software, mussten auch noch mehrere Vorträge gehalten, die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt und das Bachelorpodium vorbereitet und schließlich auch noch individuelle Bachelorarbeiten geschrieben werden. Dieser Overhead hat insbesondere bei unserem sehr kleinen Team zu einer hohen Arbeitsbelastung geführt.

Wie war die Erfahrung für euch, an realen Problemen aus Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam mit Projektpartnern arbeiten zu dürfen?

Es war sehr schön, ein Projekt zu haben, von dem man merkt, dass es Projektpartner gibt, die die Arbeit gut finden, sich bei der Entwicklung miteinbringen und das Ergebnis aktiv nutzen und weiterempfehlen. Ende Mai wurden wir beispielsweise zu einer Fortbildung für Dozenten der BABZ und der Landesfeuerwehrschulen eingeladen, um dort unser Produkt vorzustellen. In einer gemeinsamen Übungsrunde haben die Anwesenden unser Produkt ausprobiert und wir konnten sehen, dass es ihnen neben dem erreichten Lerneffekt, um den es bei unserem digitalen Training geht, auch viel Freude bereitet hat. Wir freuen uns auch, dass unser Projektergebnis nicht einfach in der Schublade verschwinden wird, sondern ein Großteil der Personen, denen wir es präsentieren konnten, direkt Interesse an der Benutzung geäußert hat.

Wie geht es mit eurem Produkt nach Ende der Projektzeit weiter?

Unsere Software ist auf GitHub zu finden und kann daher auch nach Projektende von allen Interessierten weiterentwickelt werden. ­Unsere Projektpartner wollen unsere Software bereits jetzt für Ihre Ausbildungen verwenden und haben auch ein Interesse an der Weiterentwicklung. Desweiteren steht aktuell im Raum, dass im kommenden Jahrgang ein auf unserer Simulation aufbauendes Bachelorprojekt angeboten wird. Den genauen Inhalt dieses Projektes werden wir dann beim nächsten Bachelorpodium 2023 sehen. Wir wünschen dem neuen Team jedenfalls viel Erfolg und sind gespannt auf das Ergebnis!

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch viel Erfolg beim Bachelorpodium!