Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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Jakob Lindinger

"Variational Inference for Composite Gaussian Process Models"

Bei Vorhersagen auf bisher ungesehenen Datenpunkten liefern die meisten maschinellen Lernmethoden lediglich Punktprognosen. Dies kann problematisch sein, wenn die Daten durch Rauschen verfälscht sind, z. B. durch unvollkommene Messungen, oder wenn der abgefragte Datenpunkt sich stark von den Daten unterscheidet, mit denen das maschinelle Lernmodell trainiert wurde. Mithilfe probabilistischer Modellierung (einem Teilgebiet des maschinellen Lernens) werden die Vorhersagen der Methoden auf natürliche Weise durch Unsicherheiten erganzt. Dies erlaubt es, Informationen über Messunsicherheiten in den Modellierungsprozess mit einfließen zu lassen, sowie abzuschätzen, bei welchen Vorhersagen dem Modell vertraut werden kann. Grundlage vieler probabilistischer Modelle bilden Gaußprozesse, die gründlich erforscht und äußerst flexibel sind und daher häufig als Bausteine fur größere Modelle dienen. Fur Regressionsprobleme, was heißt, von einem Datensatz bestehend aus Eingangsgrößen und zugehörigen Messungen auf wahrscheinliche Messwerte für bisher ungesehene Eingangsgrößen zu schließen, sind Gaußprozesse hervorragend geeignet. Zusätzlich konnen sie an viele weitere Aufgabenstellungen des maschinellen Lernens angepasst werden. Die Bestimmung der optimalen Parameter eines solchen Gaußprozessmodells (in einer annehmbaren Zeit) ist jedoch nur fur Regression auf kleinen Datensatzen möglich. In allen anderen Fälen muss auf approximative Inferenzmethoden zurückgegriffen werden, wobei variationelle Inferenz die bekannteste ist.

In dieser Dissertation untersuchen wir Modelle, die Gaußprozesse eingebettet in andere Modelle enthalten, um Letztere flexibler und/oder probabilistisch zu machen. Das erste Beispiel hierbei sind tiefe Gaußprozesse, die man sich als kleines Netzwerk von Gaußprozessen vorstellen kann und die fur flexible Regression eingesetzt werden konnen. Die zweite Modellklasse, die wir genauer analysieren ist die der Gaußprozess-Zustandsraummodelle. Diese konnen zur Zeitreihenmodellierung verwendet werden, das heist, um zukunftige Datenpunkte auf Basis eines nach der Zeit geordneten Eingangsdatensatzes vorherzusagen. Fur beide genannten Modellklassen bieten die modernsten Ansatze einen Kompromiss zwischen expressiven Modellen und wunschenswerten rechentechnischen Eigenschaften (z. B. Geschwindigkeit oder Konvergenzeigenschaften). Desweiteren wird fur die meisten Methoden variationelle Inferenz verwendet. Unser Ziel ist es, die Inferenz fur beide Modellklassen zu verbessern, indem wir zunachst ein tieferes Verstandnis der bestehenden Ansatze erlangen und darauf aufbauend bessere Inferenzverfahren entwickeln. Indem wir die bestehenden Kompromisse der heutigen Methoden genauer untersuchen, oder dadurch, dass wir generelle Verbesserungen anbieten, die sich auf mehrere Modelle anwenden lassen, erreichen wir dieses Ziel.

Wir beginnen die Thesis mit einer umfassender Einführung, die den notwendigen technischen Hintergrund zu Gaußprozessen sowie spärlichen (approximativen und effizienten) Gaußprozessen enthält. Anschliesend werden die in dieser Thesis behandelten Modellklassen, tiefe Gaußprozesse und Gaußprozess-Zustandsraummodelle, eingeführt, einschließlich detaillierter Herleitungen und eines theoretischen Vergleichs existierender Methoden.

Darauf aufbauend untersuchen wir zuerst tiefe Gaußprozesse genauer und entwickeln dann eine neue Inferenzmethode. Diese basiert darauf, die wünschenswerten Eigenschaften (gute Optimierungseigenschaften gegenüber Expressivitat) der modernsten Ansätze gegeneinander abzuwägen. Anschließend zeigen wir experimentell, dass unser neuer Algorithmus zu besser kalibrierten Unsicherheitsabschätzungen als bei bestehenden Methoden führt.

Als Nächstes wenden wir uns Gaußprozess-Zustandsraummodelle zu, wo wir zuerst die theoretischen Eigenschaften existierender Ansätze genau analysieren. Wir nutzen das dabei gewonnene Verständnis, um ein neues Inferenzverfahren für Gaußprozess-Zustandsraummodelle einzuführen, welches Effekte auf verschiedenen Zeitskalen berücksichtigt. Fur lange Zeitreihen ist diese Methode effizienter als bisherige Ansätze. Daruber hinaus übertrifft sie ihre Vergleichspartner auf Datensätzen, bei denen Effekte auf mehreren Zeitskalen (sich schnell und langsam verändernde Signale) auftreten.

Zuletzt schlagen wir ein weiteres neues Inferenzverfahren fur Gaußprozess-Zustandsraummodelle vor, das die Eigenschaften der aktuellsten Methoden auf diesem Gebiet gegeneinander abwägt. Indem wir variationelle Inferenz mit einem weiteren approximativen Inferenzverfahren, der Laplace-Approximation, kombinieren, entwerfen wir einen effizienten Algorithmus der seine Vergleichspartner dadurch übertrifft, dass er besser kalibrierte Unsicherheitsvorhersagen erzielt.