Weltweiter Weiterbildungs-Boom: 220 Mio. Menschen nutzen Onlinekurse
Weltweit mehr als 220 Millionen Menschen nutzen für ihre digitale Weiterbildung offene Onlinekurse. Diese Zahl verkündete Prof. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), zu Beginn der E-Learning-Tagung „openHPI-Forum“ am Donnerstag, 20. Oktober. Zu dem zweitägigen Treffen haben sich vor Ort in Potsdam und online rund 70 Fachleute versammelt. Auf der Tagung zur Zukunft der digitalen Bildung wird auch das zehnjährige Bestehen der Lernplattform openHPI des Hasso-Plattner-Instituts gefeiert.
Der europäische Pionier openHPI wuchs zu Plattform-Familie heran
In den vergangenen zehn Jahren habe der Boom bei den Massive Open Online Courses (MOOCs) zu mehr als 19.000 E-Learning-Angeboten geführt, so HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel, der auf eine Analyse des Portals „Class Central“ verwies. Die 2012 gegründete Lernplattform openHPI habe sich mittlerweile zu einer regelrechten Plattform-Familie entwickelt. Neben dem Softwarekonzern SAP und der Weltgesundheitsorganisation WHO nutzten etwa auch der KI-Campus, der eGov-Campus, der Kommunal Campus und die RWTH Aachen die HPI-Lerntechnologie.
Zwischen 2.000 und 20.000 Teilnehmende pro kostenlosem Onlinekurs
Insgesamt 15 Millionen Kurseinschreibungen seien von allen Partnern inzwischen registriert worden. Laut Meinel entfallen allein mehr als 1,1 Millionen davon auf openHPI mit seinen mehr als 110 kostenfreien und mit Zertifikat abschließbaren Kursen. Diese würden bereits von mehr als 310.000 Lernenden aus 180 Ländern genutzt. Seit 2012 zählt das Hasso-Plattner-Institut bei seinen Gratis-Onlinekursen, die aktuelles Wissen zur Digitalisierung und Innovationsthemen wie Design Thinking vermitteln, jeweils zwischen 2.000 und 20.000 Teilnehmende. Diese gehören überwiegend zur Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen. Rund 127.000 erhielten bislang ein Zertifikat des HPI.
openHPI glänzt mit höheren Abschlussquoten
Der Anteil derer, die einen Onlinekurs auf openHPI erfolgreich abschließen, sei seit 2012 auf nunmehr durchschnittlich 25 Prozent gestiegen, sagte Meinel. Zum Vergleich: Bei US-Plattformen wie Coursera und edX liege die Abschlussquote meist unter 15 Prozent. Als Erfolgsrezepte von openHPI als europäischem MOOC-Pionier nannte der HPI-Direktor vor allem spielerische Elemente, die Förderung sozialer Erlebnisse beim Lernen und eine Lehre und Zertifizierung auf Hochschulniveau.
OpenWHO: Die Zukunft des Gesundheitswesens ist digital
Plattformpartner und Kursteilnehmende nutzten das Potsdamer openHPI-Forum, um dem Plattform-Team zu gratulieren. Für die Weltgesundheitsorganisation dankte Derrick Muneene, Referatsleiter für Kapazitätsaufbau und Zusammenarbeit in der Abteilung für digitale Gesundheit und Innovation, für die „wundervolle Zusammenarbeit“. Die WHO brauche Partnerschaften wie diese, um gerade in Pandemiezeiten die Fachkräfte im Gesundheitswesen weltweit schnell und umfassend zu schulen. „Die Zukunft des Gesundheitswesens ist digital“, fügte Muneene hinzu.
Elfjähriger gratuliert dem Potsdamer Wissenschaftler-Team
Staunen erzeugte der per Video übermittelte Geburtstagsgruß des elfjährigen openHPI-Nutzers Anton Krumbholz. Der Teilnehmer am Jugendwettbewerb Informatik berichtete, dass er schon im Alter von zehn Jahren auf openHPI einen Onlinekurs zur Programmiersprache Python absolviert habe, der ihm sehr viel Spaß gemacht habe. „Allerdings programmiere ich schon länger“, verriet der Schüler und zeigte Videoausschnitte, wie er mit einem programmierbaren Spielzeug-Roboter erste Schritte unternahm.
Potsdamer E-Learning-Wissenschaftler stellten Forschungsarbeiten vor
Forschende des HPI stellt auf dem Potsdamer Forum neuste Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeiten zum Onlinelernen vor. Dr. Max Thomas berichtete, dass das Institut federführend sei bei der Weiterentwicklung des Austauschs von Metadaten für MOOCs. Entwickelt werde ein Beschreibungsstandard, der einheitliche Kataloge zum Auffinden passender Onlinekurse ermögliche. Vision sei, dass Plattformen den Nutzenden künftig sogar auch individuelle Lernpfade vorschlagen können.
Doktorand Hendrik Steinbeck stellte den Aufwand dar, der auf openHPI betrieben wird, um hochqualitative Audio- und Video-Qualität der Lehrinhalte zu gewährleisten. Doktorandin Theresa Zobel präsentierte eine Chatbot-Lösung, die zunächst auf der Plattform KI-Campus dabei hilft, einfache Fragen von Teilnehmenden automatisiert zu beantworten. Ziel sei es, dass solch ein auf künstlicher Intelligenz basierender Chatbot künftig auf Lernplattformen als persönlicher Assistent für Lernende und Lehrende agieren könne – von der Empfehlung für Lernpfade und einzelne, weiterführende Inhalte bis hin zu Quiz-Funktionen sowie Erinnerungsdiensten.
Individuelles Kombinieren kompakter Lerninhalte mit niedriger Zugangsschwelle
In einer Diskussionsrunde am Nachmittag sprachen sich Experten dafür aus, eine Art „Buchungsplattform“ für einzelne kompakte und zertifizierte Bildungsangebote zu schaffen, die Interessierte nach ihrem individuellen Bedarf kombinieren können. Jede und jeder solle die Möglichkeit bekommen, sich für seine persönliche, selbst bestimmte Lernreise modular aufgebaute Inhalte von MOOCs gezielt zum eigenen Nutzen zusammenzustellen. Wichtig sei auch ein niedrigschwelliger Zugang sowie das Kuratieren, also das qualitätsbewusste Auswählen und Bereitstellen von relevanten, spannenden Inhalten.
Besonders aktive und erfolgreiche openHPI-Teilnehmende ausgezeichnet
Im Rahmen des openHPI-Jubiläumsforums zeichnete das HPI besonders aktive bzw. erfolgreiche Teilnehmende aus. Guntram Leuprecht konnte etwa die meisten Leistungsnachweise erzielen – 97 Stück. Leuprecht wurde auch für den Spitzenwert von fast 24.700 Kurspunkte ausgezeichnet. Ein Nutzer mit dem Kürzel „B.S.“ errang über 50.800 Gesamtpunkte, also Anerkennungen von Beiträgen vor allem in den Diskussionsforen. Eine Teilnehmerin mit dem Nutzerinnennamen „Jeanne“ erhielt einen Preis für besonderes Engagement in der Kommunikation: Sie steuerte die meisten Einzelbeiträge (fast 2.000 Stück) in Diskussionsforen von openHPI-Kursen bei. Alle Gewinner wurden mit Urkunden und Merchandising-Artikeln des Instituts ausgestattet.